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Ein bisschen Hollywood in Bensberg

JUNG IN GLADBACH. Mit einem selbstbewussten, aber auch humorvollen Lokalpatriotismus engagieren sich junge Bensberger in der Initiative „Freies Bensberg“ für eine neue Identität der 1975 eingemeindeten Stadt.

Um 1 Uhr nachts fing es an zu regnen. Und es hörte nicht wieder auf bis zum Morgen dieses Samstags. Es war der 12. August und es war die Nacht, in der junge Aktivisten auf den Hügeln oberhalb Bensbergs einen gigantischen Schriftzug aufstellten. „Bensberg“ stand da plötzlich in metergroßen weißen Buchstaben. Die Ähnlichkeit zum Schriftzug „Hollywood“ auf den Bergen über dem berühmten Stadtteil von Los Angeles war unübersehbar.

„Geplant war, dass das Ganze in einer viertel Stunde steht, gedauert hat es drei Stunden“, erinnert sich Philipp Müller an die verregnete Augustnacht. Etwa zwei Wochen hatten der 20-Jährige und rund 20 Freunde vorher an dem Schriftzug aus Holz gebaut und sich dann am Abend des 11. August zu Pizza und Bier getroffen. Nach Mitternacht ging es los Richtung Stadtgarten, wo der Stadtname aufgestellt wurde und dann tatsächlich fast einen Monat für alle weithin sichtbar zu lesen war. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es das Wochenende überlebt, weil uns auch bewusst war, dass das nicht ganz erlaubt ist“, sagt Müller.

Das gewaltige Feedback überraschte die jungen Leute, die ihre Initiative nicht ohne Grund „Freies Bensberg“ nennen. Seit 1975 ist Bensberg keine eigenständige Stadt mehr. Die jungen Menschen der Initiative sind allesamt danach geboren, aber fühlen sich als Bensberger in der Gesamtstadt Bergisch Gladbach unterrepräsentiert und benachteiligt. „Es geht nicht darum, dass Bensberg wieder eine komplett eigenständige Stadt wird“, sagt Moritz Cremer (20), „aber darum, dass die Städte auf Augenhöhe vereinigt sind und genau das sehen viele Bensberger nicht so.“

„Bensberg Hills“ nennen die jungen Leute von „Freies Bensberg“ die hügeligen Stadtteile. Angelehnt an die „Hollywood Hills“ war auch der Schriftzug, den sie dort nachts aufbauten.
© logoboom – stock.adobe.com

Beispiel Ortsschilder: Da taucht der Name Bensberg kaum auf. Kaule heißt es da, Lückerath oder Bockenberg. Oder andere Formalia: Müller musste für seine Jugendarbeit ein Führungszeugnis anfertigen lassen. „Dann stand da Lückerath, weil ich da wohne“, ärgert er sich. „Wir wohnen in Bensberg“, macht Cremer deutlich.

Auf ihrer Homepage bekommen sie reichlich Zuspruch für ihr lokalpatriotisches Engagement und sogar der gesamtstädtische Bürgermeister lud sie auf einen Kaffee ein. In Kürze treffen sie sich wieder. Denn der Schriftzug soll wieder aufgebaut werden. Dieses Mal aber nicht aus Spanplatten, sondern aus Beton und Stahl. Mögliche Sponsoren dazu haben sich schon über die Webseite freiesbensberg.de gemeldet. „Unser oberstes Anliegen“, so Cremer, „ist erstmal, dass wir den Schriftzug in etwas Permanentes verwandeln.“ Müller: „Dazu haben wir jetzt einen Termin mit dem Bürgermeister und wir hoffen, dass er uns die Zusage gibt, dass es möglich ist.“

Die Chancen stehen vielleicht gerade deshalb nicht so schlecht, weil Bürgermeister Frank Stein 1963 in der damals noch eigenständigen Stadt Bensberg geboren wurde. Aufgewachsen ist er allerdings in Engelskirchen-Loope. Und was kommt nach dem Schriftzug? „Natürlich haben wir neue Ideen im Kopf“, sagt Müller, „aber wir wollen das eine jetzt erst einmal abschließen.“

Beitragsbild: Freis Bensberg

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