Nach dem Ende der Ära Zanders wird die Bedeutung der Krüger Group immer größer.
STADTGESPRÄCH. Schon seit dem 16. Jahrhundert wurde in Bergisch Gladbach Papier hergestellt, seit 1829 begründete die Papierfabrik J. W. Zanders die überregionale und internationale Bedeutung. Zuletzt arbeiteten noch rund 400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Zanders Paper GmbH. Am 30. April 2021 wurde der Betrieb endgültig eingestellt.
Bemerkenswert, wie etwa zeitgleich aber gegensätzlich die Kurven der Bergisch Gladbacher Unternehmen Zanders und Krüger verliefen: Während die Zanders Papierproduktion stetig an Wert verlor, eroberte die KRÜGER GROUP mit ihren Getränken, Schokolade- und Zuckerwaren, Säuglingsnahrung, Gesundheits-, OTC- und Pharmaprodukten sowie Halbfabrikaten für die weiterverarbeitende Industrie mehr und mehr den Weltmarkt.
Noch zu Beginn der 80er-Jahre war ein Ende des Aufstiegs des Familienunternehmens Zanders Feinpapiere GmbH & Co nicht absehbar. Eine Aktiengesellschaft wurde gegründet, der Börsengang initiiert, das Grundkapital von 40 auf 60 Millionen erhöht und eine neue Papiermaschine, die PM 3, gekauft – Gesamtkapitalbedarf rund eine Milliarde D-Mark. 1992 ging die neue Maschine unter neuer Leitung in Betrieb – die International Paper Company, New York, hatte die Mehrheit der Aktien gekauft. Durch mehrere weitere Verkäufe wurden Standort und Geschäft schließlich zu einem Spielball der Großen, das Unternehmen musste Insolvenz anmelden und im April 2021 endgültig die Tore schließen.
Von der Papierstadt Bergisch Gladbach ist nur noch der Name, der sich in manchen Straßenbezeichnungen wiederfindet, geblieben – wie etwa die Richard-Zanders-Straße, die Hans-Zanders-Straße, die Anna-Zanders-Straße und die Maria-Zanders-Anlage. Dazu die Stiftung Zanders, die das Firmen- und Familienarchiv beheimatet. Nicht zu vergessen das Kunstmuseum Villa Zanders im denkmalgeschützten Bau, der in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts vom Architekten Hermann Otto Pflaume errichtet wurde.
Währenddessen hatte Willibert Krüger 1971 gerade sein Unternehmen gegründet – in einer kleinen Garage in Hebborn. 1964 arbeitete er im Großhandel der Eltern mit und startetet nun mit löslichem Zitronentee und zwölf Mitarbeitern die erste Instant-Produktion. Schnell wurde er europaweit zum größten Anbieter von Instantprodukten. Ob Trumpf Edle Tropfen in Nuss, Schogetten, Duo Penotti oder zuletzt die Marken Kaba, Suchard Express und Benco – sie alle gingen ein in die schnell wachsende KRÜGER GROUP. Die Unternehmensgruppe ist heute eines der weltweit führenden Familienunternehmen der Lebensmittelindustrie.
Marc Krüger, Geschäftsführer der KRÜGER GROUP: „Persönlich freue ich mich ungemein über den nun erfolgten Zukauf dieser Traditionsmarken, welche wir ab dem 1. Januar bei uns in der Gruppe begrüßen dürfen. Mein verstorbener Vater hatte schon immer von diesen Marken geträumt und dass ich jetzt den Zukauf realisieren konnte, spricht für die Kontinuität und Stabilität eines Familienunternehmens, wie dem unseren.
Der Zukauf stellt nicht nur eine weitere Stärkung des Standorts Bergisch Gladbach dar, sondern unterstreicht einmal mehr unsere langfristige Orientierung: Gladbach ist nicht nur die Gründungsstätte unseres Familienunternehmens, sondern vielmehr auch der Standort, an dem wir unsere globale Kakaokompetenz bündeln. Und auch wenn wir heute rund 5.500 Mitarbeiter an 21 Standorten beschäftigen, so versuchen wir immer wieder auch komplett neue Geschäftsfelder genau hier am Standort anzusiedeln. So haben wir vor knapp 1,5 Jahren das ehemalige Versandlager von Zanders erwerben dürfen, welches aktuell mit massiven Investitionen zum modernsten Abfüllwerk für CO2-Zylinder in Europa ausgebaut wird.
Wir versuchen also immer, unseren Worten Taten folgen zu lassen und hoffen sehr, dass die lokale Politik uns bei dem Wunsch begleitet und vor allem auch unterstützt.“
Worte eines Mannes, der an der Spitze eines international erfolgreichen Familienunternehmens steht und dessen Entwicklung noch lange nicht beendet scheint.