Unmut über Großbaustelle Schloßstraße

Gewerbetreibende beschweren sich wegen Lärm und Umsatzrückgang – was macht die Stadt?

Stadtgespräch. Seit Monaten schon erleben die Anwohner und anliegenden Gewerbetreibenden der Schloßstraße tagtäglich Lärm, Schmutz, Sperrungen. Die Baustelle wird noch bleiben. Ein Ende ist nicht vor 2026 in Sicht. Viele Geschäfte sprechen von hohen finanziellen Einbußen, fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Einige haben bereits aufgegeben.

Meike Zimmermann, Betreiberin der Caffee Cult Espressobar, beschreibt die Situation so: „Das Stammpublikum kommt trotz aller Widrigkeiten weiterhin, doch die Laufkundschaft ist viel weniger geworden. Aufgerissene Gehwege und Rollsplitt halten viele Menschen ab. Bummeln ist nicht möglich, da sich die Baustelle und die dadurch entstehenden Behinderungen bis hinunter zum Aldi ziehen.“ Zwar müsse sie für die Zeit der Bauarbeiten keine Zahlungen für die Außengastronomie leisten, doch wartet sie auf den Augenblick, dass die Großbaustelle weiterzieht.

Oya Arslan, die Tabak Berghaus führt, zeichnet die Situation düsterer: „Die Umsatzzahlen sind in den Keller gerutscht, hier kann niemand parken oder gar wenden. Ich habe zu 95 Prozent älteres Publikum, das schafft die Wege nicht“. Dann verweist sie darauf, dass ihnen seitens der Stadt versprochen worden sei, die Baustellenarbeiten in drei Abschnitte zu unterteilen. „Das ist nicht passiert, von oben bis unten wird gearbeitet“. Und sie sagt auch: „Donnerstags lassen die Arbeiter die Werkzeuge fallen, weil sie aus Osnabrück kommen. Erst am Montag sind sie wieder auf der Baustelle.“

Es gibt Leerstände. Zwei Schuhläden, eine Tchibo-Filiale und Modeläden sind geschlossen.

Was sagt die Stadt zu den Vorwürfen? Könnten Baustellenabläufe besser koordiniert werden? Ragnar Migenda (kleines Foto), zuständiger Beigeordneter, steht Rede und Antwort: „Straße und Gehweg der Schloßstraße sind stark in die Jahre gekommen. Sie ist als Einkaufsmeile unattraktiv geworden. Verschleiß ist sichtbar. Moderne Richtmaße an Gehwegbreiten, Fahrzeug- und Fahrradabstellanlagen sowie Sicherheitsabstände können teilweise nicht mehr eingehalten werden. Auch die Infrastruktur mit Tiefbau, Leitungen der Ver- und Entsorgung, Infrastruktur für moderne digitale Medien sind sanierungs- und modernisierungsbedürftig. Die Zeit für einen Umbau war reif.

Foto: Manfred Esser

Grundsätzlich hängt die Koordination von der Lage und der Situation vor Ort einer Baustelle ab. Natürlich hat die Stadt Interesse daran, Baumaßnahmen so zu gestalten, dass die Baustellenabwicklung möglichst schnell, wirtschaftlich und reibungslos erfolgt. Belastungen von Anliegern werden minimiert, der Baufortschritt wird optimiert. Alle Beteiligten können davon ausgehen, dass die Stadtverwaltung stets die bestmögliche Koordination mit den beauftragten Firmen und den Anliegern sicherstellt.“ Den Hinweis auf die versprochenen drei Arbeitsabschnitte kommentiert er so: „Fragen zum Bauablauf, zu vorübergehenden Sperrungen sowie beidseitig geplanten Baumaßnahmen wurden und werden mit den Händlern immer wieder besprochen und abgestimmt. Zuletzt anlässlich eines Runden Tisches mit Vertretern der IBH und ISG, wo Handel und Gewerbe zum Beispiel vorab über Details zum nächsten Bauabschnitt rund um den Wendehammer informiert wurden sowie die Lage im vorderen Teil der Schloßstraße ab Emilienbrunnen erklärt wurde.

Grundsätzlich kann man aus planerischen Gründen keine exakte Trennung zwischen den einzelnen Bauabschnitten vornehmen. So ist beispielsweise in dem einen Bereich mit dem Tiefbau begonnen worden (Hausnummer 33 bis Wendehammer), während in dem nächsten die Oberfläche hergestellt wurde (Emilienbrunnen bis Nummer 33). Auf diese Weise ist die Baustelle sukzessive weitergewandert, finalisierte Flächen wurden sofort für den Fußgängerverkehr freigegeben – mangels Wendehammer indes nicht für Fahrzeuge.“ Die Frage, ob die Stadt fahrlässig mit den Existenzsorgen der Geschäftsleute umgeht, verneint er: „Gemeinsam mit dem Handel arbeiten wir kontinuierlich an Initiativen und Kampagnen, um die Gewerbetreibenden zu unterstützen. Weitere Events und Initiativen sind in Planung. Der Vorwurf der Fahrlässigkeit hält dem Praxistest nicht stand und ist daher klar zurückzuweisen. Sorgen und Nöte können jederzeit direkt an die Stadt Bergisch Gladbach gerichtet werden, Lösungen werden – wo immer möglich – gemeinsam gefunden.“ Nach Umsetzung der Baumaßnahmen geht Migenda von einer deutlichen Attraktivitätssteigerung der Schloßstraße aus, die mit mehr Kundschaft und einem Umsatzschub verbunden sein werde.

Zum Schluss weist er auf die Möglichkeit der Anpassung und Reduzierung der Gewerbesteuervorauszahlungen für das Jahr 2024 hin: „Die Händlerschaft möge sich dazu in der Abteilung Kommunalsteuern der Stadt melden.“

Beitragsbilder: Klinkhammels

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