Schule macht Politik interessant

Jung in GL. Zum ersten Mal überhaupt waren in Deutschland dieses Mal auch 16-Jährige zur Europawahl aufgerufen. Was eine Schule machen kann, um die Jugend an die Politik heranzuführen, zeigt ein Beispiel aus der Nelson-Mandela-Gesamtschule.

Jugend und Politik: Das ist häufig ein mit Vorurteilen durch die älteren Generationen gekennzeichnetes Thema. Also sollte man sich konkrete Zahlen anschauen. Der Statistikdienst Statista hat 2023 die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht. In der Befragung gaben 16- bis 23-Jährige aus Deutschland an, wie sie zur Politik stehen. Das ist in diesem Jahr besonders interessant, weil zum ersten Mal auch Jugendliche ab 16 Jahren bei der Europawahl über die Zusammensetzung des Europäischen Parlaments abstimmen konnten. In der Umfrage gaben 52 Prozent der Befragten an, dass sie bei politischen und gesellschaftlichen Themen „meistens eine klare eigene Meinung haben“ – 41 Prozent stimmten dem allerdings nicht zu. Genau 50 Prozent sagten, dass sie „aktiv nach Informationen über Politik und gesellschaftliche Themen suchen (online, Fernsehen, Zeitung)“. Bedenklich: 64 Prozent stimmten dem Satz „Ich kann die Politik beeinflussen“ nicht zu. Positiv beantworteten diese Frage nur 26 Prozent.

Dass aber Politik im Allgemeinen und die Europapolitik im Besonderen interessant ist, weil es auch ihr Leben bestimmt, haben die wahlberechtigten Schülerinnen und Schüler an der Nelson-Mandela-Gesamtschule im vergangenen September für sich entdeckt. „Sobald sie erkennen, wieviel Europapolitik mit ihrem Leben selbst zu tun hat und in wie viele Bereiche ihres Lebens das hereinwirkt, dann sind sie sehr interessiert.“ Das hat die Sozialwissenschafts- und Wirtschaft-Politik-Lehrerin Anna Kreutz in der von ihr organisierten und durchgeführten Projektwoche zu Europa festgestellt. „Interessant war es auch für sie, weil sie mitbekommen haben, was ihnen Europa alles in den letzten Jahrzehnten ermöglicht hat und was es ihnen auch für die Zukunft ermöglicht.“

Neben der Juniorwahl, die an allen weiterführenden Schulen in der Woche vor der Wahl durchgeführt wird, gab es im September im Rahmen der Projektwoche auch eine Testwahl. „Das haben wir in Kooperation mit dem Wahlbüro der Stadt Bergisch Gladbach gemacht“, so Kreutz. Die SPD lag hier mit 49 Prozentpunkten ganz vorne, gefolgt von den Grünen mit 37 und der CDU mit 32 Prozent. Generell, so Kreutz, sei es nicht einfach, die jungen Menschen von der Bedeutung von Politik zu überzeugen. „Die Schüler brauchen da die Schule als Impulsgeber, sind perse häufig nicht so stark politisch interessiert.“

Eine besondere Verunsicherung hat die Lehrerin bei der Projektwoche auch feststellen können: „Sie sind häufig ihrer eigenen Generation gegenüber unheimlich kritisch.“ Sie würden ihren Altersgenossen nicht unbedingt zutrauen, der Verantwortung bei einer Wahl wirklich gerecht zu werden, so Kreutz. Bewusst sei ihnen, wie wichtig gute Information dafür notwendig ist. „Und da ist man schnell bei Falschmeldungen und Social Media“, so Kreutz. An der Nelson-Mandela-Gesamtschule arbeitet man neben den vom Ministerium vorgegebenen Lehrinhalten zur Medienkompetenz auch mit der App MEGAfoN, die ausschließlich geprüfte Nachrichten der Deutschen Presse-Agentur dpa veröffentlicht. „Das Thema hat bei uns an der Schule einen besonderen Platz.“

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