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„Kein richtig oder falsch“

TRAUER. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Reaktionen auf den Tod eines Verwandten oder Freundes. In welcher Form auch immer: Trauer ist natürlich, wichtig und sollte in der Gesellschaft ihren Raum bekommen.

Wie man richtig (oder falsch) trauert, kann niemand sagen. Auch wenn es gesellschaftliche Normen gibt, die auch für den Bereich Trauer gelten, kann kein Mensch einem anderen vorschreiben, wie er oder sie zu trauern hat.

Für ihr Online-Gesundheitsmagazin hat die AOK dazu Nicole Friederichsen befragt. Sie ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Bundesverband Trauerbegleitung e. V. (BVT) und systemische Trauerbegleiterin (BVT) und sagt: „Trauer ist so individuell wie die Menschen selbst. Es gibt sicherlich wiederkehrende Muster im Verlauf der Trauer, aber ich würde mit meinem heutigen Wissensstand Abkehr nehmen von festen Zeiten für die Dauer eines Trauerprozesses oder die Einteilung in Phasen. Trauern geht nicht richtig oder falsch. Jeder Mensch muss für sich einen Weg finden, den Verlust in sein Leben zu integrieren und zu begreifen, was da passiert ist. Auch die Umstände des Verlusts haben einen großen Einfluss auf die Trauer jedes Einzelnen. Wichtig finde ich es, mit sich selbst ehrlich zu sein, seine Gefühle zu achten und zu spüren, was jetzt guttut. Ungeachtet von den „Ratschlägen“ von außen, denn da gibt es keine Vergleiche. Jeder Mensch ist individuell und damit auch seine Trauer.“

Eine repräsentative Studie des Unternehmens Friedwald hat folgende Ergebnisse zum Trauern in Deutschland gebracht: 76 Prozent der Deutschen brauchen einen Ort des Gedenkens. Erst allmählich lernen sie, den Verlust auszuhalten und zu akzeptieren. Hierbei ist es wichtig, einen Ort zum Trauern zu haben: Drei Viertel (76 Prozent) der Hinterbliebenen legen großen Wert darauf, die Grabstätte leicht besuchen zu können und einen Ort zu haben, an dem man gerne verweilt und gedenkt. Am Grab des Verstorbenen nehmen die Trauernden immer wieder neu Abschied. Das hilft, so die Studie, den Verlust zu verarbeiten und zu akzeptieren. Erst nach dem Akzeptieren des Todesfalls ist es für die Hinterbliebenen möglich, ihr Leben wieder neu zu gestalten. Mit gezielten Trost- und Gedenkritualen räumen sie ihrer Trauer nach wie vor einen Platz ein, aber lassen sich nicht mehr von ihr beherrschen. Auch der unvermeidbare Neuanfang wird durch die Rituale einfacher, weil die Hinterbliebenen so die eigenen Ziele und Perspektiven wieder in den Vordergrund rücken können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Und aus der individuellen Krise gehen sie gestärkt hervor. So geben 48 Prozent der Befragten an, ihr Leben nach der Verarbeitung des Trauerfalls insgesamt bewusster zu gestalten.

Beitragsbild: © peopleimages.com – stock.adobe.com

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