Stadtgespräch. Die Stadt Bergisch Gladbach wächst. Das Wachendorff-Gelände und das Zanders-Areal sind nur zwei herausragende Gebiete. Viele kleine Grundstücke und Anwesen reihen sich ein. Was das für die Stadt bedeutet, erörtert GL KOMPAKT mit Ragnar Migenda (Foto), dem zuständigen Verwaltungsfachmann.
Der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Klimaschutz, Mobilität, Schule, Bildung, Kultur, Sport, Jugend, Soziales weiß, wovon er spricht, wenn es um Wachstum, Lenkung, aber auch Finanzen geht. Denn alles, was geplant und notwendig für das Vorankommen der Stadt ist, kostet auch Geld. Er macht klar: „Geld für zukünftige Investitionen und Innovationen ist vorhanden“.
Gut zu wissen, dass es weiterhin größere Flächenpotenziale in der Stadt gibt, die genutzt werden können. „Aber“, so Migenda, „die Ressourcen müssen so verteilt werden, dass auch zukünftige Generationen noch etwas davon haben.“ Alleine im Zanders-Areal sollen auf 36 Hektar rund 3.000 Menschen wohnen und weitere 3.000 Menschen arbeiten können. 14 weitere Hektar umfasst das Wachendorff-Gelände, das einem Investor gehört. In den neuen Stadtquartieren wird, abgesprochen und vorgegeben, geförderter Wohnbau entstehen. Ganz wichtig sind in allen Fällen die Verkehrsanbindungen zu den neuen Wohngebieten. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs. Der barrierefreie Ausbau der Haltestellen spielt dabei eine wichtige Rolle. Mehr Service an den Haltestellen soll zu einer verstärkten Nutzung des ÖPNV führen. Der Ausbau des S-Bahnverkehrs mit zweitem Gleis und Sechs-Minuten-Takt wird ein weiteres Plus darstellen, ist sich der Beigeordnete sicher. „Ich halte das für keine Luftschlösser. Wir sind regelmäßig in sehr intensiven Abstimmungsgesprächen mit der Bahn“. Des Weiteren müssten die bestehenden Verkehrsflächen schlauer genutzt und alternative Verkehrsmittel wie etwa das Fahrrad unbedingt gestärkt werden. Als Beispiel nennt Migenda die Stadt Aachen, wo mit kluger Verkehrsaufteilung dem Radverkehr bereits viel Platz eingeräumt wurde.
Dabei sei ‚wir müssen‘ eine schlechte Vokabel, räumt Migenda ein. „Wir sind tatsächlich schon seit längerer Zeit dabei, dies alles umzusetzen. Wir befinden uns in guten Gesprächen etwa mit den Fahrradverbänden, der KVB oder der Bundesbahn. Wir holen auch die Bürger ab, beispielsweise bei den Gesprächen in Schildgen. Die genannten Maßnahmen seien bereits im Haushalt eingestellt. Der wurde Ende März mit den Stimmen von SPD, Grünen und Freien Wählern verabschiedet.
Eine weitere Herausforderung ist aber das Personal. Das ist seit Längerem bekannt. Doch „wir haben in der Stadt ein kleines, aber schlagkräftiges Team“, führt Migenda an. Bei der Personalgewinnung müsse kreativer und vor allem bei der Ausbildung und Anerkennung der Abschlüsse von Einwanderern und Geflüchteten nachjustiert werden. Das würde das Problem zumindest verringern. Hier aber sind Land und Bund gefragt.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Planung der zukünftigen Infrastruktur ist die Klimaneutralität, die zu erreichen Bergisch Gladbach sich bis 2045 zum Ziel gesetzt hat. Die Klimathematik wird in Zukunft immer mehr Platz einnehmen. Das ist auch bei den Planungen von Gebäuden eine große Aufgabe. Die Infrastruktur der Zukunft wird ohne Gedanken an Nachhaltigkeit und Wärmeplanung nicht funktionieren. „Es wird eine echte Herausforderung, unter anderem Fernwärme in die einzelnen Ortsteile zu verlegen, möglichst ohne Straßen mehrfach aufzureißen“, weiß der Fachmann. Auch dafür werde viel Geld notwendig sein, Prioritäten müssen zukünftig dann anders gesetzt werden, so Migenda.
Nicht zu vernachlässigen sind die sozialen Aspekte der Daseinsvorsorge: „Kitas und Schulen sind zwar auf einem guten Weg“, versichert der gelernte Architekt und Stadtplaner. „Die Bedarfe, die sich im Kitabereich in der nächsten Zeit zeigen, werden wir abdecken, etwa durch die Sofortkitas. Mehrplätze, die sich aus den Baugebieten Zanders und Wachendorff ergeben, werden ebendort abgebildet. Schultechnisch werden wir ebenso verfahren“. Die GGS Gronau würde danach ins Wachendorff-Gelände umziehen, die aktuelle GGS Gronau würde ertüchtigt und zu einer Rotationsschule umgewandelt. „Die größte Herausforderung wird sein, die bestehenden Schulen zu sanieren. Aber wir haben einen Plan und arbeiten nicht mehr auf Zuruf“, ist Migenda zuversichtlich.
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