Autobahnzubringer oder die Suche nach Mobilität

Gespräch mit dem Vorsitzenden des Vereins Nachhaltige Mobilität GL

Stadtgespräch. So oder so ist es eine Crux. Seit vielen Jahren geistert die Vision des Autobahnzubringers über die alte Bahntrasse durch die Köpfe der Menschen in Bergisch Gladbach. Mal wird die Möglichkeit komplett verworfen, mal ist lediglich von einer Ortsumgehung Refrath die Rede. Einig sind sich weder Politik noch Verwaltung. Mitten in der Gemengelage der Verein Nachhaltige Mobilität GL, dessen Vorsitzender David Roth für ein Gespräch zur Verfügung stand.

Roth ist beseelt von der Idee, den alten Bahndamm irgendwie wieder für die Mobilität in der Stadt nutzbar zu machen. Vor allem, weil derzeit seiner Ansicht nach das zweite Bahngleis der Deutschen Bundesbahn zum Bergisch Gladbacher Kopfbahnhof „wackelt“. Die Bahn verlange eine Entscheidung bezüglich der Unterführung Tannenbergstraße. Die jetzt von der Stadt vorgestellte Lösung einer neuen Straße sei nicht ideal, da sie von der Stadt selbst unterhalten werden müsse.

„Wir haben uns über die neue und unnötige Wiederbelebung der Diskussion um den Autobahnzubringer nicht gefreut“, so Roth. Besonders, da keine inhaltliche Diskussion stattgefunden habe. Zwar sei der Verein Nachhaltige Mobilität GL seit November des letzten Jahres die Nachfolgeorganisation des Autobahnzubringer-Vereins, doch klar sei: „Die Lösung muss verträglich und nachhaltig sinnvoll sein“. Da seien ein paar Jahre über den alten Planungsstand hinweggegangen. Gladbach sollte sich um eine Ideal-Lösung bemühen, die dem Bedarf und Anwohnern gerecht wird. David Roth beklagt fehlende Einigkeit und den mangelnden Willen zur Lösung des Bergisch Gladbacher Verkehrsproblems. Es gehe immer nur um Befürchtungen, manche handelten auch in Unkenntnis und erlaubten sich Querschüsse. Eins sei aber Roth zufolge sicher: „Solange Bergisch Gladbach nicht mit einer Stimme spricht, wird Straßen.NRW nichts für uns tun“.

Dann kommt er doch zum Thema: „Durch Refrath quält sich der Verkehr tagtäglich. Hier wird Energie in die Luft gejagt, es stinkt, es dauert, es führt bei allen Beteiligten zu Missmut. 60.000 Pendler müssen jeden Tag rein in die Stadt und raus aus der Stadt. Der Umstieg auf die Bahn funktioniert ebenfalls höchst selten. Sobald irgendwo bei der Bahn eine Baustelle aufploppt, fällt die S11 aus – man hätte den Zubringer einfach im Bedarf lassen sollen. Was dafür aber fehlt, ist das übliche Bergisch Gladbacher Thema: Einigkeit“. Darauf konnte zuletzt Klaus Orth bauen. Der ehemalige Bürgermeister und SPD-Ratsherr hatte in der letzten Ausschusssitzung beantragt, den Autobahnzubringer so lange im Bedarfsplan zu belassen, bis die Bahn den Bau des zweiten Gleises bis spätestens 2030 bewilligt habe. Diesen Antrag konnte er mit Hilfe der Opposition gegen seine SPD- und die Grünen-Fraktionen durchsetzen. Nun ist der Stadt durch diesen Schachzug zumindest die Option der Trasse nicht völlig verbaut. Denn eins ist auch klar: Überlastete Straßenzüge wie Refrather Weg – Dolmanstraße oder Bensberger Straße – Gladbacher Straße – Buddestraße und deren Anlieger würden sich über eine Ortsumgehung, eine Entlastungsstraße über den alten Bahndamm freuen.

David Roth erklärt die Ziele des Vereins Nachhaltige Mobilität GL. Die Verkehrssituation in der Stadt sei nicht gemacht für viele neue Wohngebiete, vor allem nicht, wenn sich durch das Konversionsvorhaben auf dem Zanders-Areal weitere mindestens 2.000 Menschen hinzugesellen. Schon bis zum aktuellen Zeitpunkt hat der Verkehr in Bergisch Gladbach seit 2015 um mehr als 49 Prozent zugenommen, so Roth. „Wir versuchen konstruktive Gespräche zu führen und Mehrheiten für notwendige Dinge zu finden. Verkehrslenkung und ein Stadtring fehlen schon lange, die Händler sind in Abstimmungsgespräche selten eingebunden. Der Verkehr und seine Führung müssen nicht verändert, sondern verbessert werden, für alle Verkehrsteilnehmer“, fordert der engagierte Befürworter einer langfristigen Mobilitätswende.

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