KOMMUNALPOLITIK. Wer zu sogenannten Stoßzeiten oder Hauptverkehrszeiten mit dem Auto in Bergisch Gladbach unterwegs ist, weiß, was es bedeutet, beispielsweise zwischen Gladbach und Bensberg im Stau zu stehen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass 60 Prozent der Wege in der Stadt mit dem Auto zurückgelegt werden. Diese Misere ist schon vor Jahren erkannt worden, was zu einem Mobilitätskonzept (Mobik) geführt hat, das 2016 beschlossen wurde.
Ziel des Mobik ist, Wege mit dem Auto zu reduzieren und auf öffentlichen Personennahverkehr, Rad- und Fußwegeverkehr zu verlagern, um dadurch unter anderem das städtische Verkehrsnetz zu entlasten“, erklärt Klaus W. Waldschmidt. Der Fraktionschef der SPD wehrt sich daher auch gegen die Frage, wer in der Stadt Vorfahrt hat. Vielmehr gehe es darum, wie mit alternativen Mobilitätsangeboten ein drohender Verkehrskollaps verhindert werden könne.
Die Stadt hat deshalb in den letzten Monaten am Konzept für Fahrradstraßen gearbeitet. Die Laurentiusstraße spielte dabei die Vorreiterrolle. Hier sind alle Verkehrsteilnehmenden gleichberechtigt. Das sieht Jörg Krell als eines der Ziele der Mobilitätswende. Der FDP-Mann: „Ziel der Mobilitätswende ist eine intelligente Vernetzung aller Verkehrsträger. Die Anlage neuer Fahrradwege setzt in manchen Fällen eine Neuaufteilung des Straßenraums voraus. Diese Neuaufteilung soll so gestaltet werden, dass KFZ und Fahrrad gleichberechtigt und sicher nebeneinander verkehren können.“
Die Umsetzung des Konzepts bei der Umgestaltung der Altenberger-Dom-Straße bedarf noch einiger Korrekturen, aber auch hier soll vor allem dem Radfahrer mehr Sicherheit gegeben werden. Das ist auch im Sinne der CDU-Fraktion, macht Dr. Michael Metten deutlich: „Um diese Entwicklung weiter zu fördern, müssen wir mit Augenmaß für das Vernünftige und Umsetzbare den Raum für das Fahrrad schaffen, der seiner gestiegenen Verkehrsbedeutung zukommt, und das Radfahren in unserer Stadt attraktiver und sicherer machen.“ Und ganz wichtig aus Sicht der CDU: „Neben der Verbesserung der Situation für den Fahrradverkehr muss auch der Verkehrsfluss für den motorisierten Individualverkehr gewährleistet sein.“
Das sieht Theresia Meinhardt etwas anders. Die Fraktionsvorsitzende Bündnis90/GRÜNE im Stadtrat bestätigt zwar, dass das Auto im Alltag noch ganz eindeutig Vorfahrt hat, doch sei man angetreten, dies Stück für Stück zu ändern. „Autospuren plus Abstellflächen für den ruhenden Verkehr nehmen meist rund 70 Prozent des zur Verfügung stehenden Verkehrsraums in Anspruch. Da Platz im öffentlichen Raum nicht erweiterbar ist, muss der Verkehrsraum neu aufgeteilt werden, um Platz für sichere Fuß- und Radwege zu schaffen. Konflikte gibt es bei den aktuellen Planungen aber immer an genau diesem Punkt“. Deshalb wollen die Grünen die urbane Mobilität neu organisieren. So lange hat das Auto noch Vorfahrt. Anschließend soll – und da scheinen sich die Fraktionen einig zu sein – zumindest eine Gleichberechtigung von KFZ und Fahrrad gewährleistet sein.
Beitragsbild / Fotos: Klinkhammels