Corona, Krieg, Inflation – wo bleibt das Positive?
STADTGESPRÄCH. In den aktuellen Zeiten mag man nicht wirklich in die Glaskugel schauen. Was soll sie schon für die Zukunft Positives zeigen? Aber: Optimismus ist in jedem Fall angebracht. Denn eins ist sicher: Er kann nicht schaden.
Wir haben Menschen gefragt, die maßgeblich die Geschicke der Stadt leiten.
Neben Bürgermeister Frank Stein haben der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Thomas Hartmann, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Volker Schiek und Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises ihren Gedanken freien Lauf gelassen. Bemerkenswert hier, dass man sich über die Parteigrenzen hinaus einig ist, sich auf die Menschen in Bergisch Gladbach verlassen zu können.
Stephan Santelmann weiß, dass es hier „viel Bereitschaft zu gemeinsamem Handeln“ gibt. Die scheint auch nötig, „denn auch in 2023 wird es Herausforderungen für uns alle geben. Dazu gehört weiterhin Corona, mit vielen Fragen trotz hoher Impfquote. Russlands Überfall auf die Ukraine wird noch große Auswirkungen haben: Hilfe für Geflüchtete, Energiekosten, Inflation.“ Aber er blickt optimistisch in die Zukunft: „Wichtig bleibt das Thema Berufsausbildung. Ebenso Wohnraum, der bezahlbar bleiben soll. Der Glasfaserausbau macht unsere Unternehmen zukunftsfähig, sichert Arbeitsstellen und hält unseren Lebensraum attraktiv. Auch gehen wir neue Wege bei Mobilität und Klimaschutz, mit Wasserstoff-Tankstellen und Radpendlerrouten. Und als ‚Ökomodellregion‘ tragen wir zur regionalen Ernährungssicherheit bei.“
Volker Schiek gibt zu, dass eine Antwort auf die Frage ehrlicherweise schwer zu geben sei. „Hätten wir Anfang des Jahres 2022 gedacht, dass wir uns zur Verteidigung der freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft indirekt an einem Krieg beteiligen? Auch im neuen Jahr versteht sich die SPD als diejenige politische Kraft, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt einfordert und im Rahmen von notwendigen Veränderungsprozessen Lösungen findet zur Begrenzung des Klimawandels, zur Sicherung von qualifizierten Arbeitsplätzen, zur Eindämmung der Inflation und der Versorgung mit ausreichender und bezahlbarer Energie.“
Thomas Hartmann richtet seine Gedanken eher auf die Stadt an der Strunde: „Das neue Jahr wird uns allen viel abverlangen, insbesondere aufgrund der hohen Energie- und Lebenshaltungskosten. Ich hoffe sehr auf ein Ende des Ukrainekrieges und darauf, dass wir uns bei „Corona“ weiter aus der Pandemie herausbewegen. Für Bergisch Gladbach befürchte ich, dass die Maßnahmen der „Ampel“ gegen das Auto wie die Verdopplung der Parkgebühren oder die Umgestaltung der Altenberger-Dom-Straße dem ohnehin stark gebeutelten Einzelhandel (Corona, Energiekosten) das Überleben erschweren und viele Einkäufe ins Internet verlagern. Dennoch schaue ich auch optimistisch ins Jahr 2023 – nicht zuletzt aufgrund des gewohnt großartigen Engagements der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.“
Bürgermeister Frank Stein sinniert über den Status quo: „Krieg mitten in Europa. Eine immer noch nicht endgültig überwundene Pandemie. Inflation und Gefahr der Rezession. Und all das vor dem Hintergrund des sich verstärkenden Klimawandels: 2022 war kein wirklich gutes Jahr; 2023 kann eigentlich nur besser werden. Auf vieles können wir unmittelbar keinen Einfluss nehmen. Aber da, wo wir selbst gestalten können, dürfen wir nicht nachlassen. Zentrale Weichenstellungen für ‚Zanders‘: Wie viele Wohnungen, wie viele Arbeitsplätze, welche Bildungsangebote, wieviel Freizeit und Kultur? Beim Schulbau müssen wir unverändert das Tempo hochhalten. Für eine verbesserte Mobilität werden wir die begonnene Modernisierung unserer Straßen weiterführen. Ebenso die großen Bauprojekte Mohnwegbad und Feuerwache 2. Ganz wichtig: Das erste Klimaschutzkonzept für unsere Stadt wird kommen. Was erwarte ich von 2023? Viel Arbeit, manche Sorge, aber auch unverändert das große Glück des Zusammenhalts der Menschen in unserer Stadt. Und ich hoffe auf Frieden in Europa.“
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