Abenteuer-Reise. Der Boden unter den Füßen wackelt, es kitzelt in der Magengrube. Auf Hängeseilbrücken werden Mutproben gemacht. Doch ebenso attraktiv ist die Aussicht von Baumwipfelpfaden. Welches Bauwerk ist das schönste im Land?
Schwindelfreie vor! Auf Deutschlands Hängeseilbrücken geht es hoch hinaus. Zur grandiosen Aussicht kommt immer eine Prise Nervenkitzel hinzu. Für manche ist es ein Gefühl von Freiheit, für andere der pure Alptraum. So oder so – die luftigen Spaziergänge über Schluchten und Wälder sind immer Naturerlebnisse der besonderen Art. Eine Alternative für nicht schwindelfreie Menschen können Baumwipfelpfade sein. Denn wer mittig über die breiten Stege nach oben läuft, kann entspannt in die Weite blicken, ohne in den Abgrund sehen zu müssen.
Wir stellen imposante Bauwerke im Harz, Hunsrück, an der Saar und in Waldbröl vor.
Hunsrück-Abenteuer für Draufgänger
Nach nepalesischem Vorbild wurde Deutschlands wohl schönste Hängeseilbrücke gebaut: Zwischen den Dörfern Mörsdorf und Sosberg schwingt sich die 360 Meter lange „Geierlay“ über den Abgrund. Nach unten geht es 100 Meter ins Nichts. Nicht nur Menschen mit Höhenangst kann der Atem stocken.
Der Bau der Attraktion hatte nur einen Grund: Ausflügler in den einsamen Hunsrück zu locken. Das ist mehr als gelungen. Deshalb empfiehlt sich der Besuch möglichst unter der Woche. Die Passage über die Brücke lässt sich prima mit verschiedenen Wanderwegen verknüpfen. Als Klassiker gilt die knapp sechs Kilometer lange Geierlay-Schleife, die am Besucherzentrum Mörsdorf startet.
Infos: www.geierlay.de
Längste Hängebrücke in Deutschland
Sie ist sage und schreibe 458,5 Meter lang, rund 100 Meter hoch, etwas mehr als einen Meter breit und für Schwindelfreie, die den Adrenalin-Kick suchen, sicherlich das reine Vergnügen. Seit fünf Jahren spannt sich die Hängeseilbrücke „Titan RT“ mit einem Eigengewicht von 118 Tonnen über das Bode-Staubecken im Harz.
Der Name verweist auf die Bauweise der filigranen Stahlkonstruktion, die Ergänzung RT steht für das Rappbodetal, den Ort des Geschehens, nahe dem Städtchen Oberharz am Brocken. Nur mit festem Schuhwerk geht es auf den Steg. Allerdings erfordert nicht nur der erste Schritt ein bisschen Mut. Es dauert eine Weile, bis man sich an das deutlich spürbare Schwanken der Brücke gewöhnt. Bläst der Wind schneller als Windstärke sechs, wird das Bauwerk geschlossen. Hinzu kommt der Blick durch den Gitterboden zu Füßen. Manch einer bekommt schon beim Anblick weiche Knie.
Unterhalb der Brücke können sich Mutige im „GigaSwing“ beim Pendelsprung 75 Meter in die Tiefe stürzen.
Noch ist die „Titan RT“ hierzulande die längste ihrer Art. Doch bald ist die Eröffnung der nochmal 200 Meter längeren Fußgängerseilbrücke in Willingen geplant.
Mehr Infos: www.titan-rt.de
Waldbröl von oben
Einmal hinauf in die Baumkronen steigen und das Oberbergische Land von oben sehen – das ermöglicht der Baumwipfelpfad im Naturerlebnispark Panarbora. In Waldbröl können Ausflügler die Wipfel von Buchen, Tannen und Fichten aus nächster Nähe bewundern. Ein insgesamt 1.635 Meter langer Steg schlängelt sich in bis zu 23 Metern Höhe auf einem Rundkurs durch den Wald. Höhepunkt ist der 40 Meter hohe Aussichtsturm. An Wissens-Stationen werden Flora und Fauna der Gegend erklärt.
Infos: www.panarbora.de
Das ist ja wohl der Wipfel!
Die Ikone des Saarlands ist ein Kunstwerk der Natur: Für viele Besucher unseres kleinsten Bundeslandes ist das Selfie an der Saarschleife ein Muss. Den bekanntesten Blick verspricht der 180 Meter über dem Fluss liegende Felsvorsprung namens Cloef im Mettlacher Ortsteil Orscholz.
Vom Besucherzentrum Atrium führt ein etwa zehnminütiger Spazierweg zur berühmten Aussichtsterrasse auf der Cloef. Doch das Wahrzeichen kann man auch aus einer anderen Perspektive betrachten, die das Panorama noch eine Stufe höher hebt.
Trotz Kritik von Umweltschützern, die den Baumwipfelpfad bei der Eröffnung als „Parkhauszufahrt“ verspotteten, ist der 1.250 Meter lange Holzsteg heute ein touristisches Highlight. Die Krönung ist der 42 Meter hohe Aussichtsturm am Ende der Rampe. Der Pfad nimmt gegenüber dem Atrium seinen Lauf, um sich in luftiger Höhe zunächst über die Kronen von Bäumen und dann in sanften Spiralen gen Himmel zu schlängeln. Oben angekommen, reicht die Sicht weit über die große Saarschleife hinweg ins Umland hinein.
Wer mag, kann im „Cloefhänger“ übernachten. Dabei handelt es sich um ein Schwebezelt, das in zwei Metern Höhe kurz vor dem Abgrund in den Bäumen hängt.
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