Nüchtern betrachtet ist es nur unvergorener Wein. Kaum haltbar, umständlich zu transportieren, aber wunderbar süffig. Der prickelnde Federweißer ist im Herbst Kult – obwohl sein Genuss kleine Risiken birgt.
Als „Bitzler“ bestellt man ihn in der Pfalz, in Rheinhessen fließt er als „Rausch“ in die Gläser, in Franken sagt man „Bremser“ – allesamt Namen für ein Getränk, das wir als Federweißer kennen. Warum der milchig-weiße Prickler bei uns so heißt? Weil die Hefen im Glas beim Schwenken wie kleine Federchen tanzen.
Federweißer und Herbst – das sind zwei, die zusammengehören. Denn jetzt holen Scharen von Erntehelfern in den deutschen Anbaugebieten die Trauben für das Kultgetränk ein. Der Federweißer wird aus den früh reifenden Sorten wie etwa der weißen Ortega, Solaris, Bacchus oder der Huxelrebe gekeltert. Nur bis Ende Oktober dauert die Saison.
Was ist Federweißer?
Das Besondere: Federweißer ist ursprünglich ein aus weißen Rebsorten gepresster Most, der sich im Übergang zum Weißwein befindet. Er ist so etwas wie die Urform des neuen Weins, der in der Flasche noch etwas weiter gären soll.
Hat er vier Prozentvolumen erreicht, geht er in den Verkauf. Allerdings ernähren sich die enthaltenen Hefen vom Zucker der Trauben, sodass der Alkoholgehalt weiterhin steigt. Dabei entsteht Kohlensäure. Um Explosionen zu verhindern, sind die Flaschen deshalb nicht ganz dicht verschlossen. Das ist der Grund, warum man den Federweißen immer aufrecht transportieren und nie auf das Kassenband legen sollte.
Süße nach Wunsch
Am besten schmeckt die Spezialität direkt vom Fass im Weingut. Es gibt aber reichlich Weinhändler und Supermärkte, die ihn alle paar Tage frisch von der Kellerei beziehen. Zu Hause sollte man den Federweißen zunächst bei Zimmertemperatur stehen lassen, empfiehlt das Deutsche Weininstitut. Per Kostprobe findet man heraus, wie trocken man ihn trinken möchte. Denn mit fortschreitender Gärung wird das süße Getränk immer etwas herber. Der Geschmack ist stimmig? In den Kühlschrank gestellt, stoppt die Gärung – dort ist er etwa zehn Tage haltbar.
Immer wieder wird zu behutsamem Genuss geraten: Immerhin bis auf elf Volumenprozent können die Hefen den Alkoholgehalt bringen. Doch die süffige Süße hat schon den ein oder anderen vergessen lassen, dass bereits das vorletzte Glas zu viel des Guten war. Apropos behutsam: Die enthaltenen Milchsäurebakterien kurbeln die Darmtätigkeit an, was bei übermäßigem Verzehr zu Durchfall führen kann, zumal er meistens mit einem Stück dampfenden Zwiebelkuchen daherkommt. Er schmeckt aber auch zu Flammkuchen oder zur Quiche. Wer mal etwas anderes probieren will: Seit einigen Jahren wird der Prickler auch aus roten Trauben hergestellt, dann spricht man von einem Federroten.
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