Stadtgespräch. Butscha ist eine Stadt im Norden der Ukraine, die vor der russischen Invasion rund 35.000 Einwohner zählte und etwa 25 Kilometer nordwestlich von Kiew liegt. Die Gemeinde erhielt im Jahr 2006 den Stadtstatus und wurde dem Oblast, dem Verwaltungsgebiet Kiew unterstellt.
Bergisch Gladbach hat eine neue Partnerstadt: Butscha in der Ukraine. Ein deutliches Symbol, das die Stadt mit Bürgermeister Frank Stein an der Spitze da setzt – auch gegen den Krieg, den Russland dort führt. Mitte August reiste Stein mit Jörg Köhler, Leiter der Bergisch Gladbacher Feuerwehr, nach Butscha. Aus der Stadt nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew kamen direkt zu Beginn des Krieges schreckliche und dramatische Schlagzeilen. Übelste Kriegsverbrechen sollen die russischen Besatzungskräfte in Butscha angerichtet haben. Laut ukrainischen Angaben wurden dort bereits in den ersten Kriegstagen mindestens 420 Zivilisten getötet. Von Folterexzessen und menschenunwürdigen Hinrichtungen war die Rede. Die Staatsanwaltschaft hat dort jetzt mehrere Verfahren wegen Kriegsverbrechen eingeleitet. Fotos und Videos dokumentieren diese Greueltaten, unabhängig bestätigen kann man sie aber wohl erst, wenn eine neutrale Institution vor Ort ermitteln kann. Die Vereinten Nationen sehen eindeutige Belege dafür, dass die Verbrechen stattgefunden haben.
Der Kontakt zwischen Bergisch Gladbach und Butscha lief zuerst über die bereits bestehende Partnerschaft mit der polnischen Stadt Pszczyna. Am Dienstag, dem 16. August wurde dann in einer feierlichen Zeremonie der Vertrag zwischen den beiden Städten besiegelt. Neben dem offiziellen Akt absolvierten die Gäste ein sehr intensives Programm, bei welchem es darum ging, die Stadt mit all ihren Narben, die die russische Armee in erschütternder Weise in der Stadt hinterlassen hat, kennenzulernen. Die Kriegsverbrechen während der Besatzungszeit seien menschlich kaum zu ertragen, so Frank Stein. „Umso größer ist mein Respekt dafür, wie die Menschen in Butscha damit umgehen und sich gleichzeitig daran machen, die massiven materiellen Schäden Schritt für Schritt zu beseitigen“, ergänzt der Bürgermeister seine Ausführungen.
Die Hilfen, die Bergisch Gladbach für die Stadt schon geleitet hat (unter anderem Spende eines Feuerwehrwagens) sollen fortgesetzt werden. Das versprachen Stein und Köhler in Butscha. „Durch die Gespräche vor Ort können wir unsere Hilfeleistung besser auf die Bedürfnisse hier anpassen und noch gezielter helfen“, erläutert Köhler, „so bald wie möglich werden wir wieder Spendenaktionen planen, um unserer Partnerstadt schnell und unbürokratisch zu helfen.“ Auch wenn es die momentane Situation nicht zulässt, wollen beide Städte langfristig den Austausch in verschiedenen Bereichen wie Sport, Wirtschaft und Kultur initiieren und dafür eigene Formate entwickeln.
Beschlossen wurde die Städtepartnerschaft einstimmig vom Rat am 21. Juni. Kurze Zeit später fand die erste Videokonferenz mit Bürgermeisterkollege Anatolii Fedoruk statt. Mila Möltgen ist bei der Bergisch Gladbacher Verwaltung für die Städtepartnerschaft mit Butscha zuständig: „Die Hilfslieferungen waren der Anlass für Butschas Bürgermeister, Bergisch Gladbach die Partnerschaft anzutragen.“ Zwei Hilfskonvois fuhren im April und Mai in die ukrainische Stadt.