BAHNREISEN bieten die wohl entspannendste Art, die Welt zu erkunden. GL KOMPAKT zeigt besonders schöne Strecken, auf denen der Weg das Ziel ist. Dank des 9-Euro-Tickets sind einige davon sehr günstig zu befahren.
Mit dem beruhigenden Rattern der Räder kam das ganz große Abenteuer. Tatsächlich ermöglichten Züge der Menschheit einst die allerersten Langstreckenreisen. Heute geht es längst nicht mehr nur darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen – auf manchen Routen ist schon die Fahrt an sich ein Erlebnis. Etwa wegen des exklusiven Interieurs im Waggon oder der außergewöhnlichen Länge der Strecke. Einige Trassen führen durch Tunnel und über kunstvolle Viadukte, andere leiten an Bilderbuch-Landschaften mit schneebedeckten Gipfeln oder stolzen Burgen vorbei. Hinter jeder Kurve bietet sich ein neuer Blick. Wir zeigen eine Auswahl der schönsten Eisenbahnstrecken.
Romantik-Strecken vor der Haustür
Zwei der romantischsten Eisenbahnstrecken der Republik nehmen ab Koblenz ihren Lauf. Mit nur 9 Euro sind Sie dabei! Reisende haben die Wahl: Sollen es die Loreley und der Mäuseturm, Denkmäler und dramatische Felsenlandschaften mit Burgen sein? In Richtung Bingen gleitet die Bahn über 70 Kilometer durch das UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Die Landschaft, die draußen am Fenster vorbeizieht, ist ein Augenschmaus.
Doch auch in Richtung Trier wird wohl kaum ein Reisender zum Lesen kommen: Die traditionsreiche Moselstrecke gibt den Blick frei auf Gemäuer wie die Reichsburg, Eisenbahnrelikte aus der Kaiserzeit und steile Weinberge, in denen Winzer zu Artisten werden. Darunter der Calmont, der mit bis zu 65 Grad Hangneigung als steilster Weinberg Europas gilt.
Der wohl schönste Abschnitt ist die sogenannte Kanonenbahn, die ehemalige militärstrategische Strecke: Bei Pünderich rattert der Zug über Deutschlands erste Doppelstockbrücke und über die 92 Bögen des längsten Hangviadukts. In Trier warten gleich neun Weltkulturerbestätten darauf, besichtigt zu werden.
Mit der Mittelrheintalbahn lässt sich die Fahrt besser genießen als im schnellen ICE.
Unterwegs mit Legenden auf Rädern
Es ist die längste durchgehende Eisenbahnstrecke der Welt: Mehr als 25 Jahre lang schufteten unzählige Arbeiter, um 9.288 Kilometer Gleise zwischen Moskau und Wladiwostok am Pazifik zu verlegen. Die Transsibirische Eisenbahn ist eine Legende. Seit 1916 verbindet sie zwei Kontinente und mehrere Zeitzonen miteinander. Heute haben Reisende zwischen verschiedenen Routen die Wahl: etwa der klassischen Verbindung von Moskau durch Sibirien nach Wladiwostok oder von Moskau durch die Mongolei nach Peking.
Mit dem Glacier Express bietet auch die Schweiz einen Superlativ: In acht Stunden fährt der Zug von St. Moritz nach Zermatt und gilt als langsamster Schnellzug der Welt. An den Panoramafenstern ziehen die Berg- und Gletscherwelten der Schweizer Alpen vorbei. Die knapp 300 Kilometer lange Strecke passiert 291 Brücken, 91 Tunnel und den 2033 Meter hohen Oberalppass.
Schottland-Fans finden auf der West Highland Railway Line ihr Glück. Ab Glasgow führt die panoramareiche Strecke bis Mallaig – vorbei an Schlössern, Tälern und Seen. Kurz vor dem Ziel überquert der Zug das Glenfinnan Viaduct (Foto), bekannt aus den Harry-Potter-Filmen.
Der Bernina Express fährt vom Schweizer Chur bis ins italienische Tirano über eine der steilsten Strecken der Welt, die zudem zum Weltkulturerbe zählt.
Eastern & Oriental Express
Zugfahren statt Inselhopping. Wer sich etwas ganz Besonderes gönnen will, nimmt den Luxusliner: Der Eastern & Oriental Express verbindet Singapur und Bangkok über knapp 1.920 Kilometer miteinander. Drei Tage lang rattern die 17 Waggons durch Thailand, den Urwald und Malaysia mit Stopp in Kuala Lumpur. Wie sein europäisches Vorbild versetzt auch der edle Eastern & Oriental Express seine Passagiere in die Kolonialzeit zurück, in der Reisen im exquisiten Ambiente der wohlhabenden Gesellschaft vorbehalten war. Noch heute ist der Spaß alles andere als billig.
Mythos Orient-Express
Es ist der wohl berühmteste Zug der Welt: Der Orient-Express entführt seine Passagiere in das Zeitalter der luxuriösen Eisenbahnreisen. Ab 1890 fuhr er von Paris über Wien und Budapest nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Agatha Christie reiste mit und setze ihm ein Denkmal mit ihrem Krimi „Mord im Orient-Express“. Mittlerweile heißt der edle Fernreisezug zwar Venice Simplon-Orient-Express, ist aber mit authentisch renovierten Waggons immer noch auf verschiedenen Teilstrecken der Originalroute unterwegs. Bis heute werden Reisende mit dem Service verwöhnt, wie ihn Adelige, Politiker und Künstler in den Goldenen Zwanzigern genossen haben – von Butlern bis hin zu exquisiten Speisen.
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