STADTGESPRÄCH. Schon seit geraumer Zeit gibt es Pläne, die Stadt Bergisch Gladbach durch ein zweites Gleis besser an die Schiene anzubinden. Schließlich ist sie eine der wenigen Großstädte mit einer solch mäßigen Anbindung. Die S 11 soll deshalb ausgebaut werden.
In der bundesweiten Planung steht die Ertüchtigung der S 11 von Köln nach Bergisch Gladbach ganz oben in der Prioritätenliste“, informiert Ragnar Migenda. Der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Klimaschutz weist aber darauf hin, dass die Deutsche Bahn AG Herr des Verfahrens und Bauherr ist, die Stadt lediglich „wesentliche Beteiligte“.
In der Stadt freut man sich, dass Bahn und NVR (Nahverkehr Rheinland) die Erweiterung zügig vorantreiben. „Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer der Nahverkehr Rheinland GmbH (NVR), begrüßt die Maßnahme“, so Migenda.
Die Bahn zahlt die gesamten Ausbauarbeiten aus eigener Tasche. „Sie kann unter Umständen mit Fördergeldern aus Landes- und Bundesmitteln rechnen. Aber sie kommt vor allem im Pendelverkehr zwischen Köln und dem Umland an ihre Grenzen. Hier muss etwas getan werden“, stellt der Beigeordnete fest. Die Züge sind lange nicht mehr pünktlich, erreichen nur noch eine Zeitgenauigkeit von 60 Prozent. Das soll sich ändern.
Durch das zweite Gleis werden künftig drei S-Bahnlinien (S 10, 11 und 14) in der Hauptverkehrszeit im Fünf-Minuten-Takt fahren. Der Übergang Tannenbergstraße (Foto) wäre dann nur noch geschlossen. Hier sind Baumaßnahmen notwendig.
Aber auch in den Bereichen Buchholzstraße, Damaschkestraße und Franz-Hitze-Straße müssen teils neue Brückenbauwerke errichtet werden. Und natürlich steht dabei die Frage im Raum: „Wer trägt die Kosten?“
Beispiel Buchholzstraße: Hier wäre der Schienenverkehr nur über einen Ausbau zu kompensieren. Unter der neuen Brücke müssen Straße, Rad- und Gehweg Platz finden. „Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz werden die anfallenden Kosten unter Bund, Deutsche Bahn und Land aufgeteilt. Die Stadt bleibt außen vor – es sei denn, wir haben Sonderwünsche, die von den Planungen der Bahn unberücksichtigt bleiben. Die müssten wir natürlich bezahlen“, erklärt Migenda.
Zu den Notwendigkeiten der verschiedenen Baumaßnahmen werden weitergehende Untersuchungen in Auftrag gegeben, deren Kosten allesamt vom NVR, Bahn und Bund getragen werden.
In 2022 soll aber zunächst das Planfeststellungsverfahren beginnen. Wie lange dieses Verfahren dauert, bleibt abzuwarten, da hier Bürgerinnen und Bürger Einsprüche oder auch Klagen gegen die Planungen einlegen können. Ab Hauptbahnhof Köln sind es vier Bauabschnitte, die zur Genehmigung eingereicht werden. Der letzte davon liegt in Bergisch Gladbach. Probleme können auch auf Kölner Seite, beispielsweise im Naturschutzgebiet Thielenbruch, auftauchen.
In der Stadt ist man aber guter Dinge. „Wir stehen im regelmäßigen Kontakt. Die Gespräche mit der Bahn finden beinahe im Wochenrhythmus statt“, zeigt sich Migenda optimistisch. „Die Bahn arbeitet mit Nachdruck an ihren Aufgaben und wir haben bereits im Vorfeld alles getan, damit die Bahn bei ihren Planungen nicht plötzlich in der Luft hängt“.
So ist zu beachten, dass die Züge nachts in Bergisch Gladbach stehen müssen, damit sie morgens von hier aus pünktlich losfahren können. Das alles nimmt Raum im Bahnhofsbereich in Anspruch. Trotzdem möchte man eine attraktive Eingangssituation beziehungsweise Ankommenssituation in der Stadt schaffen, damit dem ÖPNV ein Mehrwert gegenüber dem Privatverkehr gegeben wird.
„Die Zusammenhänge sind komplex, aber gestaltbar. Mein persönlicher Wunsch ist es, in sieben bis acht Jahren das berühmte Band durchzuschneiden“, sinniert der Stadtentwickler, der zum Gesamtkostenpaket keine Zahlen nennen will. „Das wäre nicht seriös, zumal uns als Stadt Bergisch Gladbach die aktuellen Kosten auch nicht bekannt sind“, erklärt er.