KOMMUNALPOLITIK. Mit Beginn des Monats Mai hat sich der Tag gejährt, an dem die Papierproduktion in der traditionsreichen Zandersfabrik eingestellt wurde. Seither, und schon Monate zuvor im Oktober 2020, waren die Bürgerinnen und Bürger der Stadt an der Entwicklung des Geländes beteiligt.
Bereits zu Zeiten, als Zanders noch produzierte, wurde mittels einer Ideenwerkstatt überlegt, was sich in Zukunft auf dem riesigen Areal tun könnte. Zehn Leitideen wurden daraus entwickelt. Beispielsweise solle ein gemischter Stadtteil, aber keine Konkurrenz zur Innenstadt daraus entstehen. Es begannen Strukturplanungen, in denen die Bürger mit einbezogen wurden. Zuletzt wurde zu einem Bürgerforum eingeladen. Gemeinsam mit dem holländischen Büro Karres en Brands wurden Vorträge und Führungen entwickelt. Der Vortrag konnte sogar per Stream online verfolgt werden – er steht übrigens immer noch im Netz. „Unser Bestreben war es, von den Menschen ein Feedback zu erhalten, zu erfahren, wie unsere Gedanken gepaart mit den Bürgerwünschen, ankommen“, so Sophie Korst aus der städtischen Planungsgruppe. „Wir haben gemeinsam mit dem Planungsbüro im letzten Jahr vor allem auf den Bestand und auf die besondere Prägung des Ortes geachtet“, ergänzt ihre Kollegin Marie Zorn.
Den Planern ist die Meinung der Menschen, die hier leben, wichtig. „Wir zeigen ihnen, wie wir unsere Gedanken und Herangehensweisen entwickelt haben“, so Korst. Den Strukturplanungen wird stets ein idealer Endzustand (Traum) zugrunde gelegt. „Das bedeutet, dass wir groß denken. Anschließend in Schritten zurückdenken und uns fragen, was wir jetzt machen müssen und nicht machen dürfen, um den Traum nicht unmöglich zu machen“, erklärt Zorn. Vor allem beim Thema Mobilität gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche möchten gerne mit dem Auto jedes einzelne Gebäude erreichen können, andere wiederum präferieren eine autofreie Zanders-Stadt. Eine kontroverse Diskussion ist hier entbrannt. Nun ist der Gedanke gereift, den Autoverkehr an den Seiten des Geländes abzufangen und so ein autoreduziertes Stadtviertel zu schaffen.
Eine andere Art der Beteiligung sind die Führungen. Bereits rund 40 sind – stets ausgebucht – durchgeführt worden. Auch dabei entstehen Gespräche und Ideen, die an die Planung weitergegeben werden.
Konkret sind in naher Zukunft keine weiteren Beteiligungen terminiert. Im Sommer, am 21. Juni, soll die Strukturplanung durch den Rat beschlossen werden. Dabei soll auch Prokura für Anschlussprojekte vergeben werden. Augenblicklich sind bereits Fördergelder bewilligt, jedoch lediglich für Planungsaufgaben. Am 30. September soll der Förderantrag für Baugelder gestellt werden. Inhaltlich wird die Bezirksregierung hilfreich zur Seite stehen – es geht um viel Geld.
Außerdem steht im September der Tag des offenen Projekts auf dem Programm, der von der Regionale 2025 ausgerichtet wird. „Eventuell“, so Korst, „greifen wir auch nochmals das Format der Stammtische auf, um kontroverse Diskussionen zulassen zu können“.
Beitragsbild: Klinkhammels