Der Papiermacher erinnert sich an die große Zeit der Papierindustrie in der Stadt – und blickt nach vorn.
Wart ihr eigentlich mal im Bergischen Museum in Bensberg? Müsst ihr mal hin. Da gibt es nämlich noch so einen wie mich. Einen Papiermacher. So einen echten, der sich die Hände schmutzig macht in dem klebrigen Brei, aus dem Papier gemacht wird. Also, dieser Papiermacher da in Bensberg, das ist der Ingo Schütze und die nächsten öffentlichen Termine, an denen er zeigt, wie früher von Hand Papier geschöpft wurde, sind am 8. Mai und am 17. Juli, jeweils um 14 Uhr. Ich habe ihn mal gefragt, wo er das gelernt hat. Von seinem Vater nämlich. Der war gelernter Papiermacher, hat das sogar studiert und war lange Zeit beschäftigt, wo natürlich? Beim Zanders. Er zeigt also, wie aus einem klebrigen Brei mit einem Schöpfsieb Papier gemacht wird.
Er nimmt altes Zeitungspapier als Basis für den Brei, früher waren das Lumpen und Pflanzenfasern und dann irgendwann Zellstoff, ein Zwischenprodukt aus Pflanzenfasern. Der kam zum Zanders noch bis vor ein paar Jahren mit der Bahn gefahren. Viele Autofahrer erinnern sich vielleicht noch an die quälenden Wartezeiten am Driescher Kreuz, wenn die Rangierloks die Waggons mit den Ballen aufs Firmengelände fuhren.
Mit diesem Zellstoff oder auch dem Pulp kann man noch ganz andere Dinge machen als Papier zum Schreiben oder Verpacken. Der Wolfgang Heuwinkel, von dem hier ja auf Seite 22 berichtet wird, der macht zum Beispiel Kunst daraus. Er zerreißt den Stoff, bringt Farbe auf die frischen Narben des Zellstoffes auf, sodass wirklich sehenswerte Dinge entstehen. Und wie auf Seite 22 beschrieben wird, war er auch maßgeblich an den Zanders-Kalendern beteiligt, die ab den 60ern aus dem Chromolux-Papier von Zanders entstanden. Das war ein beschichtetes Hochglanzpapier, prima geeignet für Fotografie, Werbung und glänzende Verpackungen.
Dieser Glanz der alten Zeiten ist nun vorbei. Aber der Name Papierstadt nicht. Denn der Think Tank, also eine Ideenschmiede, für die Digitalisierung in der Stadt nennt sich tatsächlich „Digitale Papierstadt“. Na ja, in Sachen digitaler Projekte konnte die Stadt bisher nicht so glänzen. Das soll sich aber durch die Arbeit dieses Think Tanks nun ändern. Hochschule, IT-Unternehmer und Experten von der Stadtverwaltung wollen, dass Bergisch Gladbach wieder glänzen kann. Als digitale Stadt. Smart City nennt man das heute. Viel Glück wünsch‘ ich, wenn auch ich natürlich auf Papier gedruckt bleibe,
schönen Mai,
Euer Papiermacher