SHOPPING UND GASTRO. Einfach ist es nicht für den Einzelhandel. Zu dem Online-Handel kam Corona und jetzt der Ukraine-Krieg. Dabei hat der lokale Handel ein unersetzbares Plus. Auch in den Shoppingmeilen von Gladbach.
Haben Sie beim Online-Shopping schon mal einen Bekannten getroffen? Einen Plausch gehalten? Oder sich über die neuen Geschäfte im Ort ausgetauscht? Sicher nicht. Weil es nicht möglich ist. Dieser Text hier soll jetzt kein Pamphlet gegen den Online-Handel werden. Er soll aber einmal deutlich aufzeigen, dass es unübertreffbare Vorteile hat, in der eigenen Stadt, im eigenen Viertel oder Ortsteil einkaufen zu gehen. Und dass es für unsere Städte und Zentren unerhört wichtig ist, dass es Geschäfte gibt, Gastronomie und Dienstleister.
Die Zentren von Bergisch Gladbach haben mit dem im historistischen Stil erbauten Gladbacher Rathaus, der neuromanischen Basilika Sankt Laurentius und der Renaissance-Villa Zanders architektonische Highlights. Die Bensberger Silhouette ist geprägt von altem und neuem Schloss, in Paffrath strahlt die Kirche Sankt Clemens historischen Glanz aus, in Schildgen ist die Böhmsche Pfarrkirche ein Glanzpunkt moderner Architektur.
Aber das sind nur die markantesten Gebäude der Ortskerne. Es gibt auch entlang der Einkaufsmeilen überall einige stattliche Häuser, viele sind um die Jahrhundertwende entstanden und haben ebenfalls bemerkenswert schöne Fassaden. In den oberen Geschossen gibt es Wohnungen, auch Büros und Praxisräume haben hier Platz. Aber die wohl größten Mietzahlungen kommen aus den Erdgeschossen. Denn hier ist der Einzelhandel vertreten.
Hier gibt es Mode, Drogerieartikel, Bücher und Parfum, es gibt Apotheken und Bäckereien. Das Geld, das hier eingenommen wird, fließt, zumindest sollte es so sein, zum Teil in die Instandhaltung der Häuser. Seit einigen Jahren kümmert sich auch die ISG, die Immobilien- und Standortgemeinschaft Stadtmitte darum, dass die Attraktivität gesteigert wird. In Kooperation mit Stadtverwaltung und dem Stadtentwicklungsbetrieb SEB wurden zum Beispiel besonders schöne Fassaden beleuchtet, für die gesamte Fußgängerzone gibt es ein neues Beleuchtungskonzept, in der Grünen Ladenstraße wurden im Herbst 2021 Lichtelemente installiert, die die markanten und der Straße ihren Namen gebenden Grünbogen illuminieren. Es wird aufgehübscht, attraktiver gemacht. Das Auge kauft mit.
Aber das Allerwichtigste in dem Zentrum einer jeden Stadt, eines jeden Ortsteils, sind die Menschen, die es bevölkern. Die sich hier treffen, einen Kaffee oder ein Bier zusammentrinken, ein Eis schlecken, etwas essen gehen, den Markt besuchen und die einkaufen gehen. Gemeinsam etwas erleben. Einkaufen, Gastronomiebesuche, vielleicht etwas Kultur: Diese Kombination ist es, die dem Einzelhandel vor Ort einen unschlagbaren Vorteil gibt gegenüber dem elektronischen Shopping. Abgesehen davon, dass man sich nicht Einloggen muss, um in die Stadt zu kommen.
Den überregionalen Onlinehandel zu verteufeln, wäre Blödsinn. Es gibt ihn, fast jeder nutzt ihn und mit Worten ist er auch nicht wegzureden. Die Zahlen von den deutschen Handelsverbänden belegen das Jahr für Jahr deutlich. Aber auch Gladbacher Geschäftsleute führen Online-Shops – oft mit Abholmöglichkeit vor Ort. Und mit einer Beratung vor Ort und mit direktem Augenkontakt, mit diesen Parallelangeboten wie Kultur, Gastro und dem Erleben einer quirligen Stadt, kann kein Online-Händler mithalten. Damit dieses Erlebnis erhalten bleibt, damit die Zentren erhalten bleiben, ist es wichtig, dass die Städte auch zum Einkaufen genutzt werden. Das Geld ist da. Zumindest in Bergisch Gladbach. Mit 114,3 Punkten (Index gleich 100) liegt die Kaufkraft in der Stadt deutlich über dem Durchschnitt in Deutschland. In Rhein-Berg liegt nur Odenthal (124,8), wenn auch deutlich, darüber. Und mit 82,2 Prozent Kaufkraftbindung, die Zahl zeigt an, wieviel von dem Geld auch in der Stadt ausgegeben wird, sieht Bergisch Gladbach auch nicht schlecht aus. Zum Vergleich: In Odenthal sind es 20 Prozent, im oberbergischen Nümbrecht 45. Also Bergisch Gladbach: Da geht noch was!
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