Jung in GL: Am Beispiel Gymnasium Herkenrath sieht man, wie digital Schule sein kann. Schon ab der 5. Klasse gibt es informationstechnische und medienpädagogische Angebote.
Das weiß ich nicht, da war ich krank.“ Früher ein beliebter Spruch von Schülern, die Lerninhalte aus welchem Grund auch immer nicht präsent hatten. Aus. Vorbei. Das geht heute nicht mehr. Jede Schülerin, jeder Schüler hat über die Stadt Bergisch Gladbach eine Lizenz für das Microsoft Office 365 Paket erhalten. Und das beinhaltet das Programm „Teams“. Das ermöglicht nicht nur Videokonferenzen und digitalen Schulunterricht. Wenn ein Schüler eine Stunde verpasst hat, kann er die Inhalte über „Teams“ abrufen. Das Gleiche gilt beim Unterrichtsausfall.
Die Schulen in Deutschland sind insgesamt digitaler geworden. Besonders gut zu sehen ist das in Bergisch Gladbach am Gymnasium Herkenrath. „Wir sind Digitale Schule“, weist Schulleiter Dieter Müller auf die Auszeichnung einer Initiative hin, die die Digitalisierung von der Schule fördert. In Herkenrath verfremden die Schüler im Kunstunterricht über das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop bekannte Filmplakate, im Biologieunterricht entstehen Podcasts und Videos über vegane Ernährung und die Gefahren durch das Rauchen. In komplett allen Fächern sind neue Medien und digitale Technik im Einsatz.
André Stepanek ist Geschichts- und Religionslehrer in Herkenrath. Er hat den Medienkompetenzrahmen der Landesregierung auf das Medienkompetenzraster seiner Schule heruntergebrochen. Was nichts anderes heißt, als dass eine Grafik (auf der Homepage der Schule zu sehen) zeigt, wie in jedem Fach medienpädagogische Inhalte vermittelt und der Einsatz digitaler Technik gefördert werden. Die Schule hat sich der digitalen Realität der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen angepasst. „Anders würden wir unserem Auftrag nicht gerecht“, sagt Michael Beiderhase. Der Geschichts- und Mathelehrer betreut nicht nur als Administrator das Schulnetzwerk. Mit Stepanek ist er einer der mittlerweile fünf Informatiklehrer des Gymnasiums. Eine im Vergleich sehr hohe Zahl. Auch die digitale Ausstattung in Herkenrath kann sich dank des Fördervereins und eines privaten Sponsors sehen lassen.
Informatik gibt es an dem Gymnasium mittlerweile als Leistungskurs und Abifach. Schon in der 5 ist IT wählbares Unterrichtsfach und ab Klasse 6 Pflichtfach. Die technische Kompetenz ist das eine, die Schülerinnen und Schüler in Herkenrath werden aber auch schon früh mit den Gefahren der Digitalisierung konfrontiert. Datenschutz, Passwortsicherheit, Persönlichkeitsrechte in sozialen Netzwerken, Fakenews, der Unterschied zwischen seriösen und unseriösen Quellen: All das wird mittlerweile ab der 5 thematisiert. Und da Schüler manchmal im Umgang mit den neuen Medien sicherer sind als ihre Eltern, gibt es für die Mütter und Väter Elterninformationsveranstaltungen. Nur eines gibt es auch in Herkenrath nicht: einen leistungsfähigen Breitbandanschluss. Das bremst laut Beiderhase die engagierte Lehrerschaft: „Vieles, was man machen möchte, kann man nicht machen.“