REISELUST. Noch nie waren so viele ältere Menschen in der Weltgeschichte unterwegs. Von wegen Busreisen mit Heizdeckenverkauf! Auf dem Plan der Generation 65 plus stehen Städtetrips und Kulturreisen quer durch Europa.
Mit dem Ruhestand kommt die Reiselust. Tatsächlich haben sich noch nie so viele Senioren wie heute auf die Socken gemacht. Laut einer Umfrage der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen verreisen fast zwei Drittel der 65- bis 74-Jährigen. Und es werden stetig mehr.
Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen prognostiziert, dass der Anteil der über 70-jährigen Reisenden bis 2025 von 16 auf 19 Prozent ansteigt. Dabei geht es längst nicht mehr in Kurorte, in denen der Hund begraben ist, sondern mit dem Wohnmobil zum Nordkap. Sogar Interrail haben die jungen Alten für sich entdeckt. Längst bieten Reiseveranstalter auch spezielle Programme für betagte Gruppen.
Reiseführer für anspruchsvolle Senioren
Die Zahl der reiselustigen Ruheständler nimmt stetig zu. Nicht nur die Tourismusbranche stellt sich darauf ein, inzwischen gibt es auch spezielle Reiseführer für Senioren. Unter dem Titel „Reisen kennt kein Alter“ sind im Callwey-Verlag Bücher für Berlin, München und den Bodensee erschienen. Sie wenden sich an ein anspruchsvolles Publikum, das sich für Kunst, Kultur und Kulinarik begeistert. Darin sind etwa barrierefreie Zugänge zu Museen vermerkt, Stadt-Rundgänge wurden mit Entfernungsangaben versehen. Die Stadt Salzburg verschenkt ihren altersgerechten Stadtführer sogar: Detaillierte Beschreibungen, wie man ohne Barrieren die Stadt erkunden kann, stehen unter www.salzburg.info zum Download bereit.
Per Interrail mit der Bahn durch Europa
Für kleines Geld wochenlang mit der Bahn quer durch die Weltgeschichte gondeln. „Interrail“ war das Zauberwort, das jungen Menschen in den 1980er-Jahren Freiheit in vollen Zügen versprach. Unzählige haben damals mit der Fahrkarte zum Pauschalpreis Europa entdeckt. Doch mit 27 Jahren war Schluss. Das ist jetzt anders. Das Ticket gibt es zwar noch immer, aber in anderer Form. Vor allem gilt die Bahn-Flatrate für alle, Altersrestriktionen zählen nicht mehr. Mit dem Ticket können über 60-Jährige 33 Länder zu einem ermäßigten Bahntarif bereisen. Darunter alle Staaten der EU, aber auch Norwegen, die Schweiz oder die Türkei zählen dazu.
So können Senioren damit etwa innerhalb eines Monats an sieben Tagen für 302 Euro unterwegs sein. Wer innerhalb von zwei Monaten an 15 Tagen fahren will, zahlt 444 Euro. Kinder reisen bis vor ihrem 12. Geburtstag sogar kostenlos auf der Fahrkarte eines Volljährigen mit – derjenige kann auch Oma oder Opa sein. Kaufen kann man das Ticket maximal elf Monate vorab an großen Bahnhöfen oder im Internet auf Interrail.eu oder bei der Deutschen Bahn.
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Betreutes Reisen
Ältere Menschen sind oft noch lange fit. Doch auch wenn das Reisen auf eigene Faust nicht mehr möglich ist, müssen Senioren nicht auf Urlaub verzichten. Längst gibt es Hotels, in denen sich um körperliche oder gesundheitliche Einschränkungen gekümmert wird.
Viele Reiseveranstalter haben sich auf eine Zielgruppe spezialisiert, die eine spezielle Betreuung wünscht oder einer Pflegestufe zugeordnet ist. Sie bieten Reisen für Gruppen, inklusive Programm wie Ausflüge oder andere gemeinsame Aktivitäten. Auch bei alltäglichen Dingen wie Duschen oder Ankleiden werden betagte Senioren beim betreuten Reisen unterstützt.
Camping, Radeln oder Luxus-Dampfer?
Und wohin fährt die Generation 65 plus? Dank guter Flugverbindungen geht’s auch im Alter noch zu fernen Zielen. Kreuzfahrten stehen hoch im Kurs und mit dem E-Bike rollen Senioren Hunderte von Kilometern an Flüssen entlang. Vor allem der Urlaub im Wohnmobil boomt. Ob zu Norwegens Nordkap, durch Südtirol oder nach Bayern. Dabei sind sogenannte „Best Ager“ oft mit komfortablen Häusern auf Rädern unterwegs, weil sie ungebunden reisen wollen. Dabei bleibt die Küche oft kalt. Man geht eher zum Spitzenrestaurant, als etwas in der eigenen Kombüse zu brutzeln.
Auf der Online-Plattform SHAREaCAMPER bieten Wohnmobilbesitzer relativ günstig Camper zum Mieten an.
Bei der Wahl der Stell- bzw. Campingplätze unterscheiden sich die Ansprüche mitunter sehr von den Bedürfnissen von Familien oder jungen Reisenden. Auf Onlineportalen kann die Filterfunktion bei der Suche hilfreich sein. Gibt man zum Beispiel „ruhiger Campingplatz“, „nur für Erwachsene“ oder „kein Animationsprogramm“ ein, lassen sich Plätze finden, die fernab vom Trubel auf Entspannung ausgerichtet sind. Das Merkmal „barrierefreier Campingplatz“ verspricht, dass Gemeinschaftsflächen wie Sanitäranlagen behindertengerecht angelegt sind und damit auch für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität nutzbar sind.