IM PROFIL. Judith Klaßen ist seit 2019 Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Die Juristin setzt sich für berufliche Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen ein.
Das Wortteil „recht“ in Gleichberechtigung würde die Juristin am liebsten großschreiben. Erst nach einer Karriere als Beamtin beim Zoll und im Presseamt der Bundesregierung begann Judith Klaßen ihr Jurastudium und schloss es mit 42 Jahren mit dem zweiten Staatsexamen ab. Seit Oktober 2019 ist sie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach. Dass auch hier eine solche Position ihre Existenzberechtigung hat, macht ein Blick auf die geschlechtsspezifische Verteilung bei den Fachbereichsleitungen deutlich: Acht Männer, zwei Frauen, auf der darüberliegenden Dezernatsebene sind alles Männer.
„Mit der Problematik hatte ich im Rahmen meiner beruflichen Laufbahn oft Berührungspunkte und ich freue mich, dazu beizutragen, dass es besser wird. Es geht darum, qualifizierte Frauen in die richtigen Positionen zu bringen. Ich bin nicht so illusorisch, dass wenn ich in Rente gehe, wir die Gleichberechtigung erreicht haben. Ich möchte aber, dass sie schneller vorankommt.“
Dazu sitzt sie am Tisch bei Auswahlgesprächen mit Bewerberinnen, achtet darauf, dass bei gleicher Qualifizierung Frauen stärker berücksichtigt werden. „Da habe ich ein Auge drauf.“ Sie organisiert mit der Personalabteilung Coachings und Fortbildungen für Frauen in Führungspositionen. „Bis zur Abteilungsleiterebene ist die Frauenquote gut, darüber wird die Luft eng“, beschreibt sie den Zustand in der Verwaltung. Gladbach ist da kein Sonderfall und auch bei Unternehmen ist die Frauenquote ähnlich, weshalb Klaßen für eine gesetzliche Quote plädiert. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Freiwilligkeit nichts bewirkt.“
Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen sind weitere Aufgabenschwerpunkte der Tätigkeit und da ist die Wahlkölnerin glücklich über die örtlichen Strukturen: „Es gibt eine tolle Unterstützungskultur bei der Stadt und auch beim Kreis, Netzwerke sind hier gut aufzubauen.“ Generell mag sie an Bergisch Gladbach das Flair, das sich durch die charakterlich unterschiedlichen Ortsteile ergibt. „Das hat Charme, ich arbeite gerne für diese Stadt.“
10 Fragen an Judith Klaßen
Geboren ist die 57-Jährige in der Eifel. Heute lebt die verheiratete Juristin in Köln. Seit 1992 arbeitet sie bei der Gladbacher Stadtverwaltung, seit Oktober 2019 ist sie Gleichstellungsbeauftragte.
Welche Eigenschaften sagt man Ihnen nach?
Zuverlässig, ehrlich, humorvoll.
Ihr bisher größter Erfolg im Leben?
Dass ich mir Zeit für mich selbst nehme.
Welches natürliche Talent würden Sie gern besitzen?
Einfach ans Klavier setzen und spielen können.
Können Sie uns eine bewährte Lebensweisheit empfehlen?
„Frei zu sein, bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.“ (Nelson Mandela)
Was können Sie so gar nicht leiden?
Dogmatismus, Ungerechtigkeit und Humorlosigkeit.
Was bringt Sie zum Lachen?
Gute Comedy.
Was schätzen Sie an Kollegen?
Offene Kommunikation, Kritikfähigkeit, Verlässlichkeit.
Mit wem würden Sie gerne tauschen?
Mit einem Astronauten (für einen Tag).
Ein gutes Buch und ein guter Film?
Buch: „The Final Cut“ von Veit Etzold, Film: „Ziemlich beste Freunde“ von Olivier Nakache und Éric Toledano.
Wann sind Sie offline?
Nachts und im Urlaub.