STADTGESPRÄCH.Kein Geld, kein Job, keine Wohnung. Ein Dilemma, aus dem viele Menschen nicht entkommen können oder wollen. Aber was wird aus ihnen und wie erhalten sie passende Hilfe? GL KOMPAKT sprach mit Annette Klaas vom Verein „Die Platte“.
Besonders die Abteilung „Soziale Förderung“ der Stadt Bergisch Gladbach kümmert sich gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern um obdachlose Frauen und Männer. „Das Miteinander im öffentlichen Raum sorgt auch für Probleme. So fühlen sich Passanten gegebenenfalls unwohl, Geschäftsleute sehen die Attraktivität ihres Ladenlokals geschädigt und andere scheuen die Plätze, wo sich Obdachlose aufhalten“, so heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Seit Ende Oktober des letzten Jahres haben die Obdachlosen in Bergisch Gladbach eine neue Anlaufstelle. Die Stadtverwaltung hat auf dem oberen Bereich des Parkplatzes Schnabelsmühle einen neuen beleuchteten Treffpunkt und Rückzugsort für sie eingerichtet. Notwendig wurde die Maßnahme, weil die sogenannte Sozialstation an der Ecke Paffrather Straße/Dr. Robert-Koch-Straße bereits Mitte März 2020 aus coronabedingten Gründen geschlossen wurde. Zwar finden im Beratungsraum des Infokiosks seit Sommer letzten Jahres wieder Beratungen statt, doch die dazugehörige Fläche ist nach wie vor geschlossen. Vor der Wiedereröffnung sollen noch einige bauliche Maßnahmen folgen.
Die Obdachlosen benötigen aber mehr als das. Annette Klaas (Foto oben) vom Verein Die Platte kennt sich aus. Bereits seit Ende 2015 waren damals Menschen rein privat aktiv und im gleichen Jahr für die erste weihnachtliche Essensausgabe verantwortlich. Der Verein hat sich dann im Juni 2017 gegründet, verfügt über rund 80 Mitglieder und finanziert sich aus Spenden. Er hat seinen Sitz in der Hauptstraße 82. „Alles, was Sie hier sehen, ist gespendet oder aus Spendengeldern finanziert“, erklärt die Platte-Mitarbeiterin.
Gut 80 obdachlose Menschen nehmen regelmäßig die Angebote des Vereins an. „Von November bis März fahren wir jeden Abend drei Stationen mit unserem Kältebus an“, so Klaas. Um 19 Uhr werden am Bergisch Gladbacher Bahnhof Suppen oder heiße Getränke ausgegeben, gegen 20 Uhr an der Refrather Kirche und um 21 Uhr in Bensberg. Frische Lebensmittel und warme Kleidung gibt es außerdem. Rund 30 aktive Helferinnen und Helfer kümmern sich im Wechsel täglich um die Belange der Bedürftigen. „Bei uns muss niemand seine Bedürftigkeit nachweisen“, sagt die Ehrenamtlerin.
Die Obdachlosen freuen sich über diese Art menschlicher Hilfe. Sie nehmen die Angebote des Vereins gerne an. Weihnachts- oder Osterfeiern, Geburtstagsfeiern, Impfaktionen – stets steht hier der Mensch im Vordergrund. Nicht so glücklich sind manche über den neuen Treffpunkt auf dem Parkplatz Schnabelsmühle. Man habe sie an den Rand der Gesellschaft geschoben, so sagen die einen. Außerdem treffe man genau dort auch oft auf Drogenkriminelle, sagen die anderen. Andererseits: Hier gibt es ein paar Stühle und einen Tisch, Schutz vor Wetter und eine Mobiltoilette.
Die meisten der rund 100 Bedürftigen sind in städtischen Notunterkünften untergebracht. „Dort haben sie ein Dach über dem Kopf und ein Bett“, erklärt Annette Klaas. Manche nutzen auch die kleine Küche, die dort zur Verfügung steht. Die Platte vermittelt keine Wohnungen, dafür ist das Netzwerk Wohnungsnot zuständig, das Kontakte und Möglichkeiten hat. Aber viele Obdachlose haben sich schon aufgegeben und sehen keine Möglichkeit mehr, es wieder zurück in ein geregeltes Leben zu schaffen. Hier sollen dann die Beratungs- und Hilfsangebote der Stadt weiterhelfen.
Es gibt zudem zahlreiche weitere Vereine und Verbände, die sich der Menschen ohne Perspektive annehmen, etwa der Fachdienst Netzwerk Wohnungsnot RheinBerg, der mit dem Projekt „Endlich ein ZUHAUSE“ eine Landesinitiative gegen Wohnungslosigkeit umsetzt. Dazu die Suchthilfen der Caritas RheinBerg, der Fachdienst Schuldnerberatung RheinBerg und die Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius, die regelmäßig eine Suppenküche anbietet.